Essen und Chillen
Nordbayerischer Kurier. Das Staatlich-Berufliche-Schulzentrum hat ein neues Bistro: Wir haben uns für euch dort umgeschaut.
Von Katja Paczynski
Elena und Feyza wuseln durch die Küche des Staatlich-Beruflichen-Schulzentrums. Jede von ihnen hat strahlend weiße Kleidung an und ein Tuch um die Haare – klar, hier wird ja auch gekocht und wer hat schon gerne Haare in der Suppe? Im neu gegründeten Bistro kochen die Schüler für ihre Mitschüler – jeden Tag frisch und gesund.
Die 24-jährige Elena steht vor einem Topf und püriert mit einem Stab die Tomatensoße für die Fleischklößchen, die es geben soll. Ihr gegenüber steht die 20-jährige Feyza und schmilzt in einem Wasserbad Schokolade ein. Im hinteren Teil der Küche stehen mehrere große Maschinen: zum Dünsten, Garen, Backen, Pochieren und was man in einer Großküche sonst noch so alles macht. In einem großen Kasten backen schon die ersten hauchdünnen Kartoffelscheiben und bekommen langsam knusprige Ränder – sie werden heute als Beilage zu den Fleischklößen gereicht. Und wer kein Fleisch mag? Der begnügt sich entweder mit Kartoffeln, Salat (den gibt es zu jedem Gericht dazu) und Dessert – heute ein Ananasquark, für den die 17-jährige Bianca zuständig ist – oder man wählt die Fischklößchen.
Berufsvorbereitung
Die Schüler lernen in der nagelneuen Schulküche alles, was sie in einer Großküche können müssen. Ute Ponfick-Hanusch ist die Lehrerin für Hauswirtschaft an der Schule. Von ihr lernen die Mädchen an denselben Geräten, die sie auch in ihren Ausbildungsbetrieben bedienen müssen. „Wenn sie hier unter gleichen Bedingungen lernen, ist es später für sie viel einfacher“, erklärt Ponfick-Hanusch: „Außerdem fällt es Schülern bei Problemen immer leichter, den Lehrer zu fragen, wie etwas geht, als wenn sie ihren Ausbilder fragen müssen.“ Die Schule nimmt am Modellprojekt Coaching für die Schulverpflegung teil, das von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung in Bayern betreut wird.
Elena hat schon immer gerne gekocht. Sie macht ihre Ausbildung in der Großküche des Mühlhofer-Stifts und liebt die Arbeit mit älteren Menschen: „Man lernt dabei einfach sehr viel.“ Auch die Arbeit in der Küche des Schulzentrums macht ihr Spaß und wenn es nach ihr geht, möchte sie auch nach ihrer Ausbildung weiter in diesem Beruf tätig sein.
Die 20-jährige Feyza hat mittlerweile die Schokolade zu einer glänzenden braunen Creme geschmolzen und macht sich nun daran, den schon früh am Vormittag gebackenen Kokoskuchen mit der Schokolade einzustreichen. Kochen, ohne zu naschen – eine Herausforderung. Elena hat die Tomatensoße fertig und macht nun den Salat. Heute gibt es Eisbergsalat mit kleinen Schnittlauchkringeln. Ute Ponfick-Hanusch zeigt Feyza, die die Dekokringel machen soll, wie sie sie am besten hin bekommt: Sie schneidet mit der Spitze eines scharfen Messers einen Schnittlauchhalm in der Mitte auseinander, so dass sie ihn der Länge nach halbiert hat. Und die Hälften muss sie noch einmal halbieren – und schon kringeln sich die grünen Halme, die später auf dem Salat als Garnitur platziert werden. Alle kalten Speisen, die fertig sind – wie der Ananasquark und der Salat – werden dann bis zur Essensausgabe um halb eins, im Kühlraum frisch gestellt.
Kuschelige Atmosphäre
Vor der Küche befindet sich der kleine Bistroraum: Braune Stühle mit Ledersitzfläche, braun-weiße Schränke und kleine Wandtattoos mit dem Namen des Bistros und seinem Motto: Eat & Chill. Ausruhen kann man hier wirklich – vor allem in der kleinen Chill-Out-Zone neben den Kaffeemaschinen. Dort gibt es Espresso, Latte Macchiato oder eben Feyzas selbst gebackenen Kokoskuchen.
In der Küche kehrt langsam ein bisschen Ruhe ein, die Gerichte sind fertig. Nun können sich die Schülerinnen um ihr eigenes Mittagessen kümmern. Da die Kartoffelmenge genau abgezählt ist, machen sie sich einfach ein paar Nudeln zur selbst gemachten Soße – auch nicht schlimm. In der Küche wird immer für eine genau abgezählte Personenzahl gekocht. Das ist möglich, weil die Schüler Essensmarken kaufen können. Die geben sie dann ab und die Küche weiß, wie viele Portionen eingeplant werden müssen. „Wir haben immer eine Handvoll Essen als Reserve – falls doch mal jemand Hunger aber keine Marke gekauft hat.“ erklärt Ponfick-Hanusch.
Das zeigt sich auch gleich bei den ersten Gästen des Bistros: Einer hat bestellt, seine zwei Freunde nicht. Und da heute nur ein Essen ohne Marke ausgegeben werden kann, nicht zwei, müssen sie sich wo anders etwas zu essen holen.
Drei Köche – das ist die Minimalbesetzung: „Am Freitag sind 16 Schüler hier in der Küche, unter der Woche meist um die zehn, so Ponfick-Hanusch. Die Schüler sind aber nicht nur fürs Kochen zuständig: Sie müssen die Küche wieder in Ordnung bringen, die Geschirrtücher und die Schürzen waschen und bügeln. Sie sind für die Desinfektion der Küchengeräte zuständig und auch die Deko des Bistroraumes ist ganz in ihrer Hand. Heute haben sich die Mädchen für rote Tulpen entschieden. Zusammen mit den dunkelbraunen Tischen und dem gelben kleinen Deckchen kommen schon fast Frühlingsgefühle auf – wenn man nicht gerade einen Blick aus dem Fenster wirft… Dort hat es inzwischen wieder angefangen zu schneien.